Arbeitsgemeinschaft von
Frauengruppen und
engagierten Bürgerinnen
im Kreis Minden-Lübbecke

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Die bundesweit bekannte Finanzexpertin Helma Sick referiert in Minden

Einen gelungenen Abschluss zum Jubiläumsjahr anlässlich des 60jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft von Frauengruppen und engagierten Bürgerinnen im Kreis Minden-Lübbecke gab es jetzt in Minden. In Zusammenarbeit mit der VHS Minden hatte die Arbeitsgemeinschaft Helma Sick, Finanzexpertin für Frauen, Buchautorin und Brigitte-Kolumnistin, zu einem Online-Vortrag eingeladen.  Im gut gefüllten Kleinen Theater am Weingarten beeindruckte die Fachfrau mit vielen Beispielen aus ihrer langjährigen Praxis als Finanzberaterin für Frauen, aber auch mit volkswirtschaftlichen Daten und Fakten.

Noch immer gibt es Frauen, die nach einem erfolgreichen Berufsstart aus der Elternzeit nur teilweise oder gar nicht in den Beruf zurückkehren. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber das Resultat ist fast immer dasselbe: Diese Frauen haben nur wenig oder gar kein eigenes Geld und sind finanziell von ihrem Partner abhängig. Viele Frauen realisieren erst bei Scheidung oder einem frühen Tod des Mannes, wie es um ihre finanzielle Absicherung bestellt ist und merken, dass sie keine nennenswerte eigene Altersversorgung haben.

Helma Sick zeigte mit vielen lebensnahen Beispielen die Fallen auf, in die Frauen immer noch tappen – wie zum Beispiel eine zu lange Elternzeit, ausufernde Teilzeit oder Minijobs. Sie räumte auf mit Illusionen, Vorurteilen und Ausreden, die Veränderungen blockieren. Anhand ihrer Beispiele zeigte sie, was überholte Rollenvorstellungen im Leben von Frauen anrichten – und was die Politik seit Jahrzehnten dazu beiträgt. Es muss vieles anders werden, wenn es besser werde soll, meinte die Referentin und stellte Forderungen an den Gesetzgeber, an Arbeitgeber, aber auch an die Frauen selbst. Es müsse wie in anderen Ländern in Europa selbstverständlich werden, dass Frauen nach der Geburt von Kindern wieder arbeiten gehen, auch in Vollzeit. Es sei dabei Aufgabe der Gesellschaft, eine hochwertige Kinderbetreuung für Familien zur Verfügung zu stellen. Es müsse auch selbstverständlich werden, dass Arbeitgeber Mütter beschäftigten, so Sick. Strukturelle Hindernisse für eine vollständige Teilhabe von Frauen im Erwerbsleben, wie z.B. das Ehegattensplitting in der Einkommenssteuer, müssten beseitigt werden. Hier werde die Hausfrauenehe von allen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern finanziert. Auch Minijobs, die es Frauen nicht ermöglichen, eine eigenständige Alterssicherung aufzubauen, müssten abgeschafft werden. Energisch forderte sie Frauen auf, selbst aktiv zu werden. „Frauen fordern nichts und sie werden ernst genommen. Sie bekommen nichts.“

Ihren eindrucksvollen Vortrag beendete die Referentin mit dem Satz: „Es gehört zur Würde eines Menschen nicht abhängig zu sein von einem Partner oder vom Fortbestand der Ehe oder einer Lebensgemeinschaft. Wir Frauen müssen schlicht und einfach die volle Verantwortung für unser Leben übernehmen.“

        

     MT 11.12.2021 Überholte Rollenbilder

Frau und Geld, Muenchen, 29.07.2019
Copyright Quirin Leppert