Arbeitsgemeinschaft von
Frauengruppen und
engagierten Bürgerinnen
im Kreis Minden-Lübbecke

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Ohne Auto in die Zukunft?

Sachbuchautorin Katja Diehl in Minden              

Ohne Auto geht nichts in Deutschland könnte man meinen. Aber knapp 13 Millionen Erwachsene haben keinen Führerschein und gut 14 Millionen Menschen sind unter 18. Damit sind 27 Millionen Menschen, das sind knapp ein Drittel der Gesamtbevölkerung, hierzulande auf andere Verkehrsmittel als den PKW angewiesen.

Katja Diehl, Mobilitätsexpertin und Fachbuchautorin – eines ihrer Bücher stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste – sprach jetzt in Minden bei einer Gemeinschafts-veranstaltung der AG Frauen im Kreis Minden-Lübbecke, der LandFrauen Minden-Lübbecke und dem Netzwerk Mindener Frauen e.V.. Mit viel Humor und Beispielen aus dem Alltag legte sie die Finger in die Wunde. Kinder, alte Menschen oder Menschen mit Behinderungen werden in der Verkehrsplanung von Politikern oft nicht mitgedacht. Und in der Mehrheit sind es Frauen, die mit dieser Situation klarkommen müssen. Sie können die Kinder nicht auf der Straße spielen lassen. Jeden Tag gibt es acht Tote im Straßenverkehr in Deutschland. Frauen müssen alte Menschen in der Familie zum Arzt oder zum Einkaufen fahren. Orte der Begegnung fehlen im ländlichen Raum. Fußläufig erreichbar ist kaum etwas. Das Auto hat in Deutschland immer noch absoluten Vorrang. In Berlin werden sogar Fahrradwege zurückgebaut um mehr Platz für Autos zu schaffen. Und das zu Zeiten des Klimawandels, der es dringend erforderlich macht, nach Alternativen zu suchen. „Warum passiert hier nichts?“ Fragt die Autorin. Sie wünschte sich, dass Wege bereitet werden für alle, die nicht mit dem Auto fahren können oder wollen.

„Wir müssen unsere Städte umgestalten“, forderte Diehl. „Wir kennen autofreie Städte oder Regionen aus dem Urlaub. Da genießen wir es sehr, nicht ständig auf dem Verkehr achten zu müssen. Warum gibt es das so wenig vor unserer Haustür?“ Gute Beispiele sind durchaus vorhanden. So hat die Stadt Oslo ihre Innenstadt so umgestaltet, dass es dort inzwischen keine Verkehrstoten mehr gibt. Ganz in der Nähe von Minden hat sich die Region Hannover auf den Weg der Transformation gemacht. Es gibt dort ein Bestellbussystem „Sprinti“, das es ermöglicht, ohne Wagen von A nach B zu kommen. Katja Diehl machte Mut, die bestehenden Probleme kreativ anzugehen. „Jede kleine Initiative hilft“ so die Autorin. „Vieles muss erst einmal ausprobiert werden.“

Pia Driftmann, Klimaschutzmanagerin des Kreises Minden-Lübbecke, informierte die Anwesenden im Anschluss über die Projekte des Kreises und wandte sich an die Anwesenden: „Melden Sie sich bei uns mit Ideen und Forderungen. Das unterstützt unsere Arbeit.“ Eine lebhafte Diskussion schloss sich an, in der viele Initiativen und gelungene Beispiele aus dem Kreisgebiet genannt wurden. Sabine Hauptmeier, Vorsitzende der AG Frauen, dankte zum Schluss allen Anwesenden. „Wir stehen noch am Anfang, aber machen wir uns auf den Weg!“